Königsbrunn (Mithraeum)
Koordinaten: 10°52'29.83"O östlicher Länge, 48°16'27.79"N nördlicher Breite (in Google-Earth).
Hinweis:
Einzige in Bayern noch existierende Mithras-Kultstätte (Römisches Heiligtum).Fragment-Text/tw. Photos -mit freundlicher Genehmigung (Arbeitskreis Vor-/Frühgeschichte/Königsbrunn).
Öffnungszeiten:
Jeden 4. Sonntag im Monat von 14:00 - 16:00 Uhr. (November-Februar geschlossen)
Führungen, Veranstaltungen können jedoch mit dem Kulturbüro Königsbrunn (Tel. 08231/6020-60 oder Fax: 08231/6062-61) individuell vereinbart werden. E-Mail: kulturbüro@koenigsbrunn.de
Auf dem Gelände des heutigen Städtischen Friedhofes, wurden 1976/77 bei Grabungsarbeiten Tuffsteinfragmente von acht römischen Gebäuden durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (Außenstelle Schwaben) freigelegt. Eines der Gebäude (Nr.5) besaß kleine Räume, die nicht zum Wohnen geeignet waren. Im zentralen Raum wurden damals 98 Münzen gefunden, die heute im Archäologischen Museum Königsbrunn zu besichtigen sind. Über die Bedeutung dieser Anlage war man sich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht vollständig bewußt. Nach Abschluß der Grabungen wurden die ausgegrabenen Befunde wieder zugeschüttet.
Aufgrund fortschreitender archäologischer Erkenntnisse in Bayern im Vergleich zu ähnlichen Funden, wurde das Gebäude als "Mithraeum" erkannt.
Dieser Fund hat in Bayern eine Besonderheit, ist dieses Mithras-Heiligtum doch das einzige (momentan bekannte) noch erhaltene in der ehemaligen römischen Provinz Raetien. 1998 begann der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte (Landkreis Augsburg) aufgrund dieser Erkenntnisse den Befund nochmals freizulegen. Sowohl die Stadt Königsbrunn als auch führende Wissenschaftler stimmten einem musealen Schutzbau für das Mithraeum zu, um das römische Zeugnis des Mithras-Kultes in unserem Raum für die Nachwelt zu erhalten.
Besondere Bedeutung für diese Region scheint diese ehemalige römische Kultstätte wohl gehabt haben, führte doch von der ehemaligen Römerstraße Via Claudia Augusta (am heutigen Rathaus vorbei) mitten durch Königsbrunn ein befestigter Verbindungsweg über eine Strecke von 1,3 km nach Nordwesten zu dieser Anlage.
Das auf halber Hanghöhe des ehemaligen Lechufers gelegene Heiligtum, mit den Ausmaßen 9,8 x 9,1 Meter, besaß einen zentralen Raum mit einem Mittelgang (cella), einem langen nord-südlich ausgerichteten Vorraum, sowie eine im Westen etwas tiefer gelegene Rechteckapsis. Man betrat das Mithraeum durch eine doppelflügelige, nach innen aufgehende Tür, die sich im nord-östlichen Bereich der Außenwand befand. Der Vorraum war durch einen weiteren kleineren, im Süden gelegenen Raum unterteilt. Die Cella wurde im Süden und Norden durch 2 erhöhte Podien begrenzt. Mindestens einmal wurde die Bodenkonstruktion in der Cella, aus Kalk-Mörtel bestehend, teilweise ausgebrochen. Im östlichen Bereich befand sich eine Grube mit unbekannter Zweckbestimmung. Im Zuge des Umbaues wurde der Boden mit lockerem, kleinkörnigen Tuffmaterial überdeckt. An den Mauern befanden sich noch Verputzreste mit rot-weiß-grüner Bemalung. Die Wände bestanden vermutlich aus Holz, die Dachdeckung aus Schindeln. Man vermutet in der Umgebung noch weitere Grabungsbefunde, die zu dieser Anlage gehören.
Das Architekturbüro Mahnkopf übernahm die Planung und Bauleitung für den musealen Schutzbau. Frau Dipl.-Ing. Mahnkopf ist Fach-Heimatpflegerin, Architektin und Mitglied des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte (Königsbrunn). Im Oktober 2001 wurde mit den Arbeiten begonnen, das Richtfest fand dann am 13.10. 2001 statt. Die Fertigstellung erfolgte am 21.Juni 2003. Das Gebäude mit den schmalen Lichtschlitzen soll den Höhlencharakter, der typisch für Mithraen war, nachempfinden. Ein großes Fenster in der Ostwand gewährt den Besuchern von außen Einblick in den beleuchteten Innenraum.
Kultischer Hintergrund:
Der Mithras Kult hat seinen Ursprung in Kleinasien. Mithras galt für seine Anhänger als der Weltenbeherrscher (Kosmokrator), der das All von außen lenkte. Dargestellt wird er als siegreicher Stiertöter in persischer Tracht mit gebauschtem Umhang. Als begleiter steht ihm Cautes mit erhobener fackel und Cautopates mit gesenkter Fackel zur seite. Diese Mysterienreligion war nur Männern vorbehalten. Um geistige Unsterblichkeit zu erlangen, mußen die Eingeweihten (Mysten) sieben Weihestufen durchschreiten. Die Kulthandlungen fanden in einem höhlenartigen, dunklen
Raum statt, Symbol für die Geburt des Mithras, der in einer Höhle zur Welt gekommen sein soll. Der Mithras Kult war in vielen religiösen Vorstellungen und rituellen Handlungen dem Christentum sehr ähnlich. Er gilt deshalb als Konkurrent, aber auch als Wegbereiter des Christentums.
Als im 4.Jahrhundert das Christentum zur Staatsreligion erklärt wurde, fand die Mithras-Verehrung ihr Ende.
Wegbeschreibung zum Mithraeum/Königsbrunn:
B17 (Augsburg-Landsberg) Ausfahrt Königsbrunn-Nord, rechts ab in Wertachstraße - Richtung Friedhof/Wertachstraße.
B17 (Augsburg-Landsberg) Ausfahrt Königsbrunn-Süd, links ab
in Lechfeldgrabenweg - Richtung Wertachstraße Friedhof.
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