"Region - Landsberg/Lech - Schloss Hurlach"Mithraeum-Wahrzeichen

(Landkreis Oberbayern; Reg.Bezirk Lech/Gmd.: Hurlach)

Koordinaten:
(in Google-Earth
10°48'39.76"O (Östlicher Länge),
48°  7'  3.77"N (Nördlicher Breite).

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Geschichte:
Die Rodungssiedlung Hurlach besaß aufgrund der günstigen Lage an der ehemaligen Römerstraße - der Via Claudia Augusta schon sehr früh einen Herrschersitz, der zum Ortsadel gehörte. Die "Hurnloher" erstmals urkundich erwähnt 1140, zählten bereis zu den ersten welfisch-/herzoglichen Lehensmannen. Ab dem 12. Jhdt. als Dienstmannen der Augsburger Kirche, kamen sie im 13.Jhdt. mit der aufstrebenden jungen Reichsstadt Augsburg zu Reichtum Ansehen und Einfluß. Ende des 13.Jhdts übernahm dann das Geschlecht der Gutsherren von "Gissen" sowie später derer "Von Seefeld; Von Öttingen, Villenbach und Meuting) " die im nahen Verwandschaftsverhältnis zu den "Hurnlohern" standen die Besitzungen. Deren Burg stand wahrscheinlich am südlichen Ortsrande als kreisrunden Befestigung an der abfallenden Lechterrasse. Diese kleine Anhöhe auf deren heutigem Terrain eine Linde steht nannte der Volksmund auch "Galgenhöhe". Man vermutet aber daß dies mehr eine Schutzanlagefür das Dorf, angelegt im 9.-10.Jhdt., war. Ältere Schäzungen lassen auch schon an eine von den Römern angelegte Befestigung, bzw. künstliche kleine Anhöhe ev. früherer keltischer Gräber vermuten. Das Adelsgeschlecht führte ein zweigeteiltes Wappen mit schwarzem Schildhauptbalken und darunter eine Fläche mit roten und silbernen Rauten. (historisch belegt "Stettner-Augsburg" - Adelsgeschlechter 1762, Seite 117 Urk. von 1280 - 1304). Die heutige Gemeinde führte kein eigenes Wappen mehr. Am 13. Februar 1953 jedoch beschloss der Hurlacher Gemeinderat die Annahme eines eigenen Wappens, indem auch die geschichtliche Vergangenheit zum Ausdruck kam.

Namensgebung:
Nach urkundlichen Nachweisen erfuhr der Ortsname verschiedene Veränderungen. Aus ausprünglichem Hurnloh, Hurneloch, Hurinloch, zwischen 12.-14,Jhdt, entwickelte sich im 15./16.Jhdt der name Hurlach, mit dem Beinamen "bei der Straß" oder "an dem Lechfeld".
Die Deutung des Namens entstand aus "Niederlassung am sumpfigen Wald, gemeint damit ist der Nassenwanger Wald zwischen Hurlach und Igling. Das Adjektiv horwec/hurwin bedeutet schmutzig; das Grundwort "loh" lat. "lucus" (Hain) - bezeichnet Wald, Gebüsch. Aus dem zusammengesetzen "Hurwinloch" entstand später Hurnloh, und daraus unter Ausscheidung von "n" und Verwandlung des "o" in "a" - "HURLACH".


Schloss-Gründung & Besitzfolge:
Die Errichtung des (heutigen) Hurlacher Schlosses erfolgte nach heutigem Wissen ca. um 1610 während der Zeit durch das Adels-/Kaufmannsgeschlecht der Fugger (Marx & Hans Fugger/Augsburg) und wurde dann 1899, sowie in den Folgejahren wieder instand gesetzt, sowie mit zusätzlichen Bauten ergänzt..
Hurlach war als Teil der Herrschaft Kirchheim, von 1608-1652 eine unter bayerischer Landeshoheit stehende Hofmark. 1643 trat Maria Elisabeth Fugger zu Schmiechen & Türkenfeld zu 2 Drittel (ab 1652 gänzlich) )an Johann Paul Langenmantel (von Westheim) ab. 1681 ging der Besitz mit der Langenmantel-Tochter Anna-Katharina, durch die Heirat mit Johann Sebastian Pemler zu Leutstetten über. Aus diesem Geschlecht der Freiherren von Pemler (Johann Sebastian, verh. mit Anna-Katharina Langenmantel), an Franz Josef (
1760) verh. mit Maria Theresia von Donnersberg, an Sebastian-Josef (1718-1772) verh. mit Anna-Maria geb. Karwinski. Franz-Josef von Donnersberg (1773-1806) der 2.Ehemann von Anna-Maria geb. Karwinski, verw. Pemler, 1806-1815. Wilhelm von Karwinski 1815-1846, Neffe von Anna-Maria von Donnersberg. 1846-1878 Fürst von der Leyen. 1878-1898 Julius Horlacher aus Missen bei Immenstadt. Ab 1898 übernahm Otto von Schnurbein das Schloss und baute es weiter weiter aus. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schloss zunächst als Unterbringung von Flüchtlingen und später1961-1972 als SOS-Kinderdorfwerk genutzt. Seit 1982 befindet sich das Schloss im Besitz des Missionswerkes Jugend mit einer Mission e.V. (JMEM).

Historische Zeitzeugen:

Sebastian von Pemler (1718-1772):
Sebastian Josephus Antonius von Pemler wurde am 8.März 1718 in München geboren. Zur engeren Verwandtschaft zählte die Familie von Donnersberg (Schloss Igling). Verglichen mit den Maßstäben seiner Zeit, war er ein "gebildeter" Mensch. Pemler besuchte das Jesuitengymnasium in Landsberg, ob er ein Studium absolvierte ist nicht bekannt. Er sprach mehrere Sprachen - Griechisch, Latein, Französisch, war Freund der Literatur und spielte mehrere Instrumente. Er verwaltete als "Hofmarksherr" (adeliger Verwalter) die Gemeindehöfe der Bauern, war Vorstand der Hurlacher Gemeinde-Versammlung, der dörfliche Belange regelte, und hatte auch Notarsfunktionen. 1760 wurde er nach dem Tode seines Vaters (Franz Josef von Pemler) Erbe der Hofmark und Schloss Leutstetten bei Starnberg, sowie eines Hauses in München, vermutlich das Pemlersche Stammhaus. 1763 heiratete er Anna-Maria von Karwinski, (Erwähnung auch in seinen Tgebüchern), und verzog dann nach Schloss Hurlach. 1763 wird er kurfürstlicher Kammerherr. Der bayerische Kurfürst Maximilian III. Josef verlieh ihm diese Würde gegen eine Tax von 342 Gulden und 36 Kreuzern. Dies verschaffte ihm dadurch den Zugang zu den gesellschaftlichen Veranstaltungen des kurfürstlichen Hofstaates. Höhepunkte waren u.a. die Besuche des Kurfürsten auf Schloss Lichtenberg (abgebrochen erst im 19.Jhdt), an dessen Vergnügungen nun auch Pemler teilnehmen durfte.

In der langen Reihe der Hurlacher Hofmarksherren ist der kurfürstliche Kammerherr besonders interessant, weil er in seinen akribisch geführten Tagebüchern der Nachwelt einiges über die Lebensweise des Landadels in seiner Zeit überliefert hat.
Jeden Abend führte Pemler Notizen über den Ablauf des Tages. In seinem Schreibkalender begann er immer mit einer kurzen Beschreibung des Wetters, womit er sich tagsüber beschäftigt hatte, notierte besondere Anlässe wie Reisen, Einkäufe, sowie Namen von Besuchern und Gästen, sowie eigene Besuche bei Adelsfamilien. Wir wissen aus seinen Aufzeichnungen, dass Karl-Alexander von Lothringen (Drexl* S. 272) und Anna Charlotte von Lothringen, die Geschwister des österr. Kaisers Franz I. im Jahre 1765 im Hurlacher Schloss übernachteten. Ebenso Baron von Werdenstein (Drexl S. 154), sowie Graf Franz von Fugger (Drexl. S. 116).
Pemler war selbst Musikliebhaber insbesondere der Hausmusik, er spielte selbst Mandora (lautenähnliches Zupfinstrument), die Violine und andere Saiteninstrumente.

Sechs Jahrgänge seiner Tagebücher /1748, 1749, 1750, 1763, 1764 und 1765) sind erhalten; sie werden in Landsberg aufbewahrt. In diesen Tagebüchern begegnen uns verschiedene Zeitabschnitte in Pemlers Leben:

* die 3 Jahre ab 1748: Pemler als 30-jähriger unverheirateter Edelmann ohne Verpflichtungen
* die 3 Jahre ab 1763: Pemler als 45-Jähriger Besitzer der Schlösser Leutstetten und Hurlach und Hofmarksherr der dazugehörigen Orte, der gerade im Begriff ist zu heiraten.

Pemler starb am 17. August 1772 nach schwerer Krankheit im Alter von 54 Jahren, und wurde in der Hurlacher Kirche beigesetzt. Ein Grabdenkmal im Chor der Kirche (linke Seite) erinnert an den "edlen Herrn Sebastian Joseph Freiherr von Pemler, Herr in Hurlach und Leutstetten, erlauchter und auserlesener bayerischer Kämmerer"...

Seine damals erst 37 jährige Gattin Anna Maria heiratete 1773 Franz Joseph von Donnersberg, einen Vetter von Sebastian Pemler, der Herr in Kaufering war. Damit kam auch Hurlach in den Besitz der Familie Donnersberg von Igling. Anna Maria von Pemler/Donnersberg starb 1821 im Alter von 86 Jahren und ist an der Seite ihres 2. Ehegatten begraben.

Otto Freiherr von Schnurbein (* Augsburg 09.11.1866 Hurlach 03.05.1948):

Nachkomme einer Augsburger Patrizierfamilie, derdas Schloss ab 1898 bewohnte. Dieser ließ in den Jahren 1898 und 1899  das Schloss grundlegend renovieren. Durch die Erweiterungsbauten der folgenden Jahre erhielt die Anlage ihre jetzige Gestalt: Der zinnenbewehrte "Taubenturm" (1905/1906) über der Durchfahrt, die Anbauten mit ihren Jugendstil-Schmiedearbeiten und der Arkadengang setzten markante Akzente.

Eine bereits 1682 auf dem Gelände des heutigen Schlossgartens erbaute "Loreto-Kapelle" wurde unter dem damaligen Besitzer - Fürst Von der Leyen, bereits im Jahre 1862 wieder abgerissen. Die ursprüngliche Form, skizziert und veröffentlicht um 1701 im ersten band der "Bayerischen Topographie" von Michael Wenig (1645 - 1718) verschafft dem Betrachter einen Einblick über den damaligen Blick aus dem Osten von Hurlach. Das Baumaterial aus dem Abriss wurde für die noch heute stehend Häuser Nr. 74 und 75 verwendet. (A.Haider/B. Müller-Hahl; Ortsgeschichte von Hurlach, Landsberg/Lech 1954 (Unsere Heimat am Lechrain Nr. 4).

Auch die Familie Schnurbein liebt die Musik. Im heutigen 1. Stock, damals das "Billardzimmer" genannt, spielte man viel Klavier, und sang. Bekannte Musiker wie z.B. der Komponist und Musikpädagoge Carl Orff (1895-1982) Carmina burana, besuchte Ende der 50er Jahre/Anfang der 60er Jahre Schloss Hurlach, als Studenten der Münchener Musikhochschule zu einer Musikfreizeit zusammenkamen. Ebenso Prof. Erich Valentin, Musikwissenschaftler,Ttelemann- und Mozartforscher, Musikpädagoge; von 1964-1972 Direktor der Münchener Hochschule für Musik.

Über dem Portal ist das Wappen derer von Schnurbein zu sehen. Das Wappen enthält u.a. Kugeln und das namensätiologische Motiv der beiden Hunde mit dem (an einer Schnur hängenden) Knochen ("Bein"). Die Inschrift weist auf den Zeitpunkt der Erbauung (16.Jhdt), sowie auf die Renovierung ("1899") hin.

Ebenso sind die Initialien von Otto Schnurbein und seiner Gattin Anna Freifrau von Schnurbein erkennbar: Die Buchstaben O S (rechts) und A W (links) sind kunstvoll in die beiden Scheiben der Türflügel am Eingang des Schlossgebäudes(unter den beiden Kronen) zu erkennen. Man sieht ebenso links - das Augsburger Städtewappen - die "Zirbelnuss" , sowie rechts das "Münchner Kindl". Hier vermutet man den Grund darin, dass die Familie Schnurbein einer Augsburger Patrizierfamilie entstammt, als auch den Bezug zur Residenzstadt München, in der der Otto von Schnurbein auch als königlich-bayerischer Kämmerer tätig war.

Tag des offenen Denkmals / Aktiviäten 2010:

Bereits zum 8. mal in Folge fand auch am 12. September 2010 im Rahmen des "Tages des offenen Denkmales" das Hurlacher Schlossfest statt. Ein herrlicher Spätsommertag verschaffte den vielen Besuchern auf Schloss Hurlach ein buntes Rahmenprogramm für Jung und Alt. Insbesondere die angeboten Rundgänge durch das Schloss gaben dem Besucher einen informativen Einblick über die Geschichte des Schlosses und deren Bewohner seit der Erbauung vor 400 Jahren. Diplom-Theologe Rolf-Dieter Braun (Redakteur/Kommunikation/PR), sowie seine Frau Doris (Leiterin VAA) informierten über 400 Besucher der Schlossrundgänge mit historischem historischen Wissen und Geschichten rund um die ehemaligen Schlossherren u.a. dem kurfürstlichen Kammerherrn Sebastian von Pemler (1718-1772), der detailliert seinenTagesablauf in seinem Schreibkalender eintrug. Mit dem Erwerb des Schlosses durch Otto Freiherr von Schnurbein erhielt dieses seine jetzige Gestalt. Auch Bgm. Wilhelm Böhm, der jedes Jahr zum Schlossfest kam, ließ es sich nicht nehmen an einer Führung teilzunehmen. Extra zum Schlossfest wurde auch der Turm mit seinen charakteristischen Zinnen für die Besucher geöffnet. Von oben herab hatte man einen herrlichen Ausblick in die Umgebung.

Ein buntes Begleitprgramm wie z.b. Musikdarbietungen der Musikschule Landsberg, der Blaskapelle Hurlach, historische Darbietungen der "Schwarzen Ritter zu Augsburg" , Schlossmarkt und Buden an denen man sich kulinarisch und kulturell versorgen konnte, umrahmten den festlichen Nachmittag.

 


Tag des Offenen Denkmals Sep.2010
JMEM PR Dipl.-Theol. Rolf Dieter Braun

bei der Schlossführung


Tag des Offenen Denkmals Sep.2010
Schau-Darsteller der Schwarzen Ritter zu Augsburg



Tag des Offenen Denkmals Sep.2010
Schlosswiese - Besucher


Tag des Offenen Denkmals Sep.2010
Hurlacher Blaskapelle

 


Literaturquellen:

Ulrich Heiß, Annette Kranz: Landsitze Augsburger Patrizier von Christof Metzger, Deutscher Kunstverlag München / Berlin 2006, S. 140-145 (ISBN: 3422065741
Freiherr Sebastian von Pemler: Adelige Lebenswelt in Bayern im 18. Jahrhundert. Die Schreibkalender und Ausgabenbücher des Freiherrn Sebastian von Pemler von Hurlach und Leutstetten (1718-1772) (Studien zur Verfassungs- und Sozialgeschichte 26), München 2007.
Albert Haider/Bernhard Müller-Hahl: Ortsgeschichte von Hurlach (unsere Heimat am Lechrain 4) Landsberg/lech 1953 S.41-45,61
Wilhelm Neu/Volker Liedke: Oberbayern, Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler (Denkmäler Oberbayern I.2) München 1986, *S. 347
Michael Wening: Schloss und Hofmark Hurlach "Historico Topographica descriptio" Beschreibung des Churfürsten und Hertzogthumbs Ober- und Nider Bayrn. Bd.1
Walter Drexl: Gugu Pamperln und Schnig Schnag Schnur oder das verspielte leben des Landadels im 18. Jhdt. Aus den tagebüchern des sebastian Joseph freiherr von Pemler von Hurlach 1718-1772. Landsberger Verlagsanstalt, Landsberg 1987, ISBN 3920216474, S. 274-277


Links/Services zu:

Freiher von Pemler Bayerische Geschichte, Notizen

Tag des offenen Denkmals - Hurlach: 400 Jahre Schlossgeschichte

Hurlacher Schlossfest 2010 Bericht von JMEM auf
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Bayerische Burgen und Schlösser - Schloss Hurlach

Schwarze Ritter zu Augsburg e.V. - Augsburger Mittelalter-Schaukampftruppe