Völkerwanderung - Frühes Mittelalter:
Ost-Goten / Alemannen
(506 - 536)

Nach der Teilung Ost-/Westrom:

Die Besiedelung des Lechraumes erfolgte in 4 Wellen. Die ersten drei erfolgten größtenteils durch die Alamannen von Westen aus geführt. Diese Besiedelung des Lechgebietes steht im Zusammenhang mit der späteren fränkischen Dominanz über das Gebiet der Alamannen, die im Anschluß und der Kolonialisierung der "Thüringer" zu vielfältigen Stützpunkten sowohl an Donau, als auch zwischen Lech und Iller führten. Die vierte Welle jedoch erfolgte vom Osten aus durch die "Bajuwaren".

Westroms Erben:
476 n.Chr. setze der Gardeoffizier Odoaker den letzten röm. Kaiser Romulus ab und übersandte die kaiserlichen Insignien nach Byzanz (Ostrom). Der oström. Kaiser Zeno (474-491) bestätigte ihn zuerst noch in der Position eines rex patricius (Heerführers). Verehrt wurde er jedoch vom weströmischen Heer (zusammengesetzt aus Rugiern, Herulern und Skiren) als germanischer Volkskönig. Ostengotenreich 526nChr.Er sorgte für die angemessene Entlohnung seiner Truppen, eines Konglomerats aus verschiedenen Stämmen, und deren Ansiedlung. Auch sein Verhältnis zu Senat, Papst und Kirche war gut, ein Steuernachlass 476 wird ihm beim Volk Sympathie eingetragen haben.
Zum Bruch mit Byzanz indes kam es durch die Zerstörung des Rugierreiches, nachdem zuvor dynastische Streitigkeiten als Vorwand genommen wurden, dieses anzugreifen, wobei das rugische Königspaar getötet wurde. Die romanisierte Bevölkerung Noricums und des östlichen Rätien nahe der Donau ließ Odoaker evakuieren (487), wo der hl. Severin, offensichtlich ein Emissär aus Byzanz (†482), durch sein Wirken das Selbstbewusstsein der Bevölkerung gestärkt hatte. Dieser hatte durch sein Wirken bis tief nach Binnennoricum hinein die Infrastruktur ausgebaut, karitative Institutionen ins Leben gerufen und Klöster gegründet. Seine Autorität wurde von den rugischen Königen anerkannt, und auch auf die zwischen Alpen und Donau operierenden Alamannen übte er einen mäßigenden Einfluss aus. Odoaker hatte ihn beim Übertritt in den römischen Dienst aufgesucht.
Bereits 479 n.Chr. hatte Theoderich der Ostgote in Abstimmung mit Kaiser Zeno den oberitalienischen Raum erobert und besiegte 493 n.Chr. in der Feldschlacht von Verona nach 3jähriger Belagerung in Ravenna ("Rabenschlacht") wo Odoaker durch Täuschung dann auch ermodet wurde.

Nordwestlich des Ostgotenreiches waren die Franken angesiedelt, die sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte als die fähigsten und ausdauerndsten Erben Westroms erweisen sollten. Im 3.Jhdt. über den Niederhein nach Westen vorgedrungen, siedelten diese bis zum späten 5.Jhdt. bis ins Gebiet der Somme. Durch Chlodwig (482-511) erreichten die Franken dann ihre politische Einheit. 486 n.Chr. siegte dieser über den letzten römischen Dux Syragius, und eroberte damit den letzten Teil des röm. Gebietes auf gallischem Boden. Somit waren die Franken nunmehr zu Gebietsnachbarn der Ostgoten im Süden, den Burgundern im Nordosten und den Alamannen im Osten geworden. Chlodwig (Stammvater der Merowinger) selbst, der durch seine Frau Chrodehilde zum Christentum wechselte, expandierte sein Reich, indem er die Alamannen, die an Iller und Lech mit Theoderich dem Ostgoten gemeinsam eine Grenze hatten, und besiegte diese 496 n.Chr. in der Schlacht von Zülpich in der Eifel.

Theoderich und die Goten

Die Ostgoten kamen in zwei Siedlungsschüben nach Italien. Die ersten während der Kämpfe mit Odoaker, weitere folgten später als Angehörige des Volkes, und siedelten vorwiegend in der Po-Ebene und an der Adria-Küste. An die 100 000 Goten lebten überwiegend von der Landwirtschaft. Nur wenige lebten in den Städten, davon die meisten in Ravenna in einem eigenen Stadtteil.Römische Traditionen im Heerwesen und in der Verwaltung, wurden zum Großteil übernommen. Ravenna entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum für die Literatur der Spät-Antike und zog Gelehrte unterschiedlicher Fachrichtungen an. Theoderich, durch seine Jugendjahre in Byzanz geprägt, verstand sich in der antiken Tradition, und er förderte den Wiederaufbau vieler Städte und deren antiken Bauten. Grabmal Theoderichs (Ravenna)Unter dem oström. Kaiser Justinian (527-565) wurde Theoderichs Herrschaftsbereich durch Byzanz anerkannt und fand beim italienischen Volk viel Zustimmung. So ging er als Arianer nicht gegen die römisch-katholische Kirche vor, sondern ließ beide Glaubensrichtungen nebeneinander wirken.

Theoderich betrieb eine intensive Heiratspolitik, indem er die Schwester des Frankenkönigs Chlodwig zur Frau nahm und seine Töchter mit anderen Fürsten verheiratete. Trotzdem gab es in dieser Zeit zahlreiche Kriege zwischen den Goten und anderen Stämmen. Die Konflikte mit Byzanz mehrten sich, Während der Vorbereitung zu einem Kriegszug 526 n.Chr. verstarb Theoderich und wurde in Ravenna beigesetzt. Sein Ruf dauerte jeodch weiter an und erlangte in der Niebelungensage als "Dietrich von Bern" den Nymbus der Unsterblichkeit.

Nach seinem Tod wuchs der Widerstand unter den Römern wie auch der Goten gegen die Nachfolger. Die Ermordung Theoderichs Tochter - Amalasuintha, gab Justinian die Gelegenheit, sich in Italien einzumischen Streitigkeiten und Morde entzweiten die Goten und schwächten diese, sodaß schließlich ein Heerführer - Wittigis zum König gewählt wurde, um byzantinische Truppen unter dem Feldherrn Belisar zu bekämpfen. Nach ersten erfolgen wurde er jedoch 540 n.Chr. in Ravenna gefangengenommen. Uneinigkeiten in Byzanz schwächten jedoch danach das oström. Heer, und so konnten die Goten nochmals die Gelegenheit nutzen einen neuen König - Totila 451n.Chr. als König auszurufen. Dieser wurde nach anfänglichen Erfolgen in der Schlacht auf dem Busta Gallorum im Kampf gegen den neuen byzantinischen Feldherrn Narses.

Monate später wurde der letzten Gotenkönig Teja, besiegt, die Goten ergaben sich.Viele verblieben in Italien, wandten sich dem Katholizismus zu, ein geringer Teil blieb beim arianischen Glauben.

Historische Zeugnisse:
In unseren Breiten finden sich diese aus dieser gotisch-alamannischen Besiedelungsepoche in Gräberfeldern während Theoderichs Herrschaft, um Regensburg, sowie im Raume Münchens anhand spiralrankenverzierten Bügelfibeln. Nach Horst W. Böhme finden sich solche zahlreichen Fibeln verstärkt in massiver Verbreitung zwischen Lech und Salzach. Die Datierung dieser Fundstücke fällt exakt in das erste Drittel des 6. Jahrhunderts, in der die Ostgoten über das Gebiet Raetien herrschten. "Clausurae augustanae" (Augsburg) bildete die Hautpstadt der Provinz Raetien. In dieser Phase entstanden vier urbane Siedlungen um Augsburg - an der Via Claudia - die erste auf dem Gelände des heutigen Schwabmünchen, zwei im Norden bei Gablingen und Nordendorf), und die vierte wahrscheinlich bei Augsburg. Funde in Augsburg-Lechhausen, sowie Augsburg-Steinerne Furt lassen auf ein stärkere Besiedelung durch Alamannen schließen. Fundstücke in Siedlungsgräbern, Langschwerter, Schildbuckel, Saxe (Kurzschwert), sowie in Frauengräbern - Halsperlen, Armreifen, und Fibeln, belegen diese intensivere Siedlungsaktivitäten.

Literatur-quellen/Hinweise:

M. Zinterer 2000) "Gegen Morgen in der grauen Frühe" - Zur Geschichte des Lechrains
Wißner Verlag Augsburg 2006

M. Trier (1989) , "Die frühmittelalterliche Besiedelung des unteren und mittleren Lechtales nach archäologischen Quellen"
Vorgesch. R. A, 84 (Kallmünz 2002)

Th. Kerstin (1998) "Besiedlungsgeschichte des frühen Mittelalters im nördlichen Bayerisch-Schwaben"
Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mitteleuropa 24 (Weissbach 2000).

Internet Links:

Römisches Museum Augsburg (Besiedelung der Augsburger Region während Römer und Frühmittelalter)

Clio Online (Geschichtswissenschaften) Rubrik: Museen/Augsburg u. Begleitmaterial zur Siedlungsgeschichte