Völkerwanderung - Frühes Mittelalter:
Alamannen (170 - 450 n.Chr. /
3.-7. Jahrhundert n.Chr.)

Damit bezeichnet man im allgemeinen Stämme die aus elbgermanischen und suebischen Heerhaufen (vorm. Semnonen, Juthungen) bestehend, wohnhaft zwischen Rhein/Main und Donau. Der römische Historiker Asinius Quadratus siehe Literaturhinweis) meinte damit aber eher eine Mischgruppe von Männern & Sippen - einen Zusammenschluß aus verschiedenen Stämmen.

Erstmals im Jahre 213 n.Chr., erwähnt von „Aurelius Victor“ einem römischen Geschichtsschreiber, traten die Alamannen auf die Bühne der „europäischen“ Geschichte. Marcus Aurelius Antoninus (genannt Caracalla) konnte in seinem Feldzug die Alamannen in schweren Kämpfen zurückdrängen. Ab dem 3. Jhdt. jedochwurden die Übergriffe häufiger – der große Alemannen-Einfall begann dann 259/260 n.Chr. und beendete damit die römische Herrschaft im Gebiet zwischen Rhein & Donau. 270 n.Chr. werden damit im Zusammenhang auch Germanen – „juthungische Skythen“ geannt, von späteren Schriftstellern auch Sueben oder Alamannen bezeichnet, jedoch an der Adriaküste von Kaiser Domitius Aurelianus bei Fano geschlagen.

Eine Aufteilung der verschiedenen Stämme wird untergliedert in: Bukinobanten, Brisigavi, Lentienser, Raetovarier und Juthungen. Als früheste historische verbürgte Nennung des Stammesnamens der Alamannen jedoch gilt die „Lobrede" auf Kaiser Maximianus (289 in Trier verfasst).
287 n.Chr. startet unter Kaiser Maximianus eine Gegenoffensive auf einen germanischen Vorstoß. Der Feldher Diocletianus dringt 288 n.Chr. von Raetien aus in den angrenzenden Teil Germaniens vor.
Bereits Ende des 3.Jhdt. nannten die Römer das dreieck zwischen Oberrhein und Donau, das etwa das römische "Dekumatland" umfasste, Alamannia. Ammianus Marcellinus (ein röm. Geschichtsschreiber geb. um 330 n.Chr.) berichtet zum Teil aus eigenem erleben von den Auseinandersetzungen mit den Alamannen. 352/54 unter Führung der gemeinsam als Könige fungierenden Brüder Gundomadus und Vadomarius überfielen diese die linksrheinischen Provinzgebiete. Kaiser Konstantius II, drängte diese nur unter größten Mühen wieder zurück. Caesar Julius Crispus
erhält nach seinem siegreichen Feldzug gegen die Alamannen den historisch belegten Beinamen "Alamannicus". 378 n.Chr. gelingt es Kaiser Gratian zum letzten Mal die Alamannen bei Argentaria (Horburg - südl. von Straßburg) zu schlagen. Im Laufe des 5. Jhdts vollzog sich dann die Besiedlung dieses neuen Gebeites im Alpenvorland als allmählicher und wechselhafter Prozess, in dessen verlauf die röm. Bevölkerung z.T. assimiliert, z.T. in den Süden zurückgedrängt wurde.

450 n.Chr.: Das Siedlungsgebiet der Alamannen erstreckt sich nun von der Iller im Osten bis zum Oberrhein im Westen, im Norden vom Main bis zum Süden am Hochrhein. Hier kommen sie nun mit den Franken - einem weiteren germanischen Stammesverband, in Berührung. Die Franken hatten am Mittel- und Niederrhein die Oberherrschaft erlangt und auch im Westen das Erbe römischer Macht angetreten.

496/497 n.Chr. bei Tolbiacum/Zülpichunterwerfen sich die Alamannen in der Schlacht gegen die Franken deren König Chlodwig, der sich danach der christlichen Taufe unterwirft.
537 n.Chr. überläßt der Ostgotenkönig Witigis dem Frankenkönig Theudebert I. das Protektorat über die Alamannen und benachbarter Stämme. 587 n.Chr. setzt der Austrasische König Childebert II. den alemannischen Herzog Leudufredus ab, Uncelenus wird sein Nachfolger. Nach Childeberts Tod, wechseln Gebiete wie der Thurgau, Elsaß an Burgund und der Alamannenherzog Uncelenus an den frankoburgundischen König Theuderich II.

631-632 nChr.: Unter Herzog Crodebertus nimmt eine alamannisches Heer am Feldzug des Frankenkönigs Dagobert I. gegen die Slawen teil.

722 n.Chr. unterwirft der fränkische Hausmeier Karl Martell Bayern und Alamannen mit Waffengewalt, die sich jedoch erneut im Jahr danach, den Friedenseid brechend, gegen ihn erheben. 730 n.Chr. führt Karl Martell einen Feldzug gegen Herzog Lantfried; 741 nChr. stirbt Karl Martell, das Fränkische Reich wird aufgeteilt unter seinen beiden Söhnen - Pippin & Karlmann der Alamannien erbt. 743 n.Chr. ziehen die beiden gegen den Bayernherzog Odilo, der von Slawen, Sachsen und Alamannen unter Herzog Theudebald unterstützt wird. Odilo und Theudebald müssen jedoch nach einer Niederlage am Lech fliehen. 746 n. Chr. schlägt Karlmann der "fränkische Hausmeier" den letzten Aufstand in Alamannien nieder und hält in Cannstadt eine Versammlung ab, auf der die Bestrafung der Verantwortlichen erfolgt. Das Alamannische Herzogtum erlischt damit !

In der ersten frühen Besiedlungsphase nutzen die Alamannen frühere Bauten der Römer, Villen und Kastelle (z.B. Sontheim, und Heidenheim/Brenz). Später entstanden befestigte Lager und Siedlungen an Höhen gelegen (z.B. Glauberg,) Archäologisch läßt sich das Vorrücken der Alamannen belegen. Durch Schatzfunde wie z.B. "Kaiseraugst", Münzen, aber auch Metallwerkzeuge die in den 50/60er Jahren des 4.Jhdt. n.Chr. in vielen Orten wie z.B. Regensburg, auf dem Lorenzberg bei Epfach (BY), auf dem Goldberg bei Türkheim oder im Waldfischbach im Pfälzer Wald aufgefunden wurden. Mitte des 5. Jahrhunderts legten die Alamannen mehr und mehr in der Nähe ihrer Siedlungen Friedhöfe an, die über mehrere Generationen benutzt wurden. Da sie die Toten in Reihen bestatteten, heißen die Anlagen auch Reihengräberfriedhöfe. Man kann daraus die Beständigkeit ihrer Siedlungen ableiten, als auch Aufschluß über Ausdehnung und Dichte der Besiedlung durch die Alamannen ersehen. Wichtige Sippenmitglieder waren die Taufpaten Ihrer Ortsnamen. Abgeleitet von "wohnhaft bei den Leuten des/von...", entstanden die sogenannten "-ingen-Orte". Älteste alamannische Siedlungen mit der Endung "-ingen" finden sich vor allem im Baden-Würtembergischen im Norden um Pforzheim, im Albvorland von der Baar bis zum Ries, zum Teil auf der Alb selbst, sowie entlang der Donau, Iller und Lech. Abgeleitet von Ortsnamen mit der Endung "-ingen" hängten Alamannen wie Franken auch die Nachsilbe "-heim" an einen Personennamen

Links/Services zu:

Wittislingen (Landkreis Dillingen, Bayern) - frühalamannische Siedlung
dazu reich ausgestattete Gräber des 7. Jahrhunderts, insbesondere das Grab einer sehr reichen Frau, die bereits Christin war. Später Sitz des Hochadelsgeschlechts der Grafen von Dillingen (Bischof Ulrich von Augsburg)

Mittelalter - Geschichte der Alamannen

Literaturquellen:
Giuseppe Zecchini: Asinio Quadrato storico di Filippo l'Arabo. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 34.4 (1998), S. 2999–3021.