Neolithikum - Keramik-Kulturen:
Für diesen Zeitabschnitt unterscheidet man in Europa je nach Fundort verschiedene Kulturgruppen. Wir wollen in diesem Fall spezifisch auf die im süddeutschen Bereich ansässigen Kulturgruppen, bzw. für die breite Kulturentwicklung herausragende, aufgreifen:

"Linien-/Bandkeramik" (etwa 5.500 bis 4.900 v.Chr.):
(benannnt nach den bänderartigen verzierungen der Tongefäße dieser Kultur. Dieser Begriff wurde 1884 durch den Jenaer Kunsthistorike Friedrich Klopffleisch geprägt, Begriff Linearkeramik durch den Heilbronner Arzt und Urgeschichtsforscher Alfred Schilz)

Hundertausende von Jahren zog der Mensch durch Steppen und Wälder, lebte in Zelten und ernährte sich vom gejagten Wild und Pflanzen. Bis er sesshaft wurde, Häuser errichtete, Getreide anbaute, Vieh domestizierte und schließlich begann Keramik herzustellen. Diese komplett radikale Umstellung nennt man die "Neolithische Revolution".

Dieser Umbruch erstreckte sich über Jahrtausende - ausgehend vom Vorderen Orient, in Richtung Westen, dem Balkan und heutigem Europa. Mitte des 7.Jahrtausends v.Chr. breitete sich diese Lebensweise entlang der Flußläufe in unseren Regionen aus. gegen Mitte des 6.Jahrtausends siedelten von Ungarn aus sich bandkeramische bzw. linienbandkeramische Kulturen, die Langhäuser errichten, Viehzucht betrieben, und Getreide anbauten. Reger Handel- und Wirtschaftsaustausch zeugte von den verschieden Funden von Schmuckschnecken, Silex (Steinwerkzeugmaterialien). Im heutigen Bayern bildeten sich Siedlungsregionen um das Maindreieick, in Südbayern - Altmühlgebiet, Isartal bei Landshut und dem Nördlinger Ries. In dieser Zeitperiode des Alt- bis Mittel-Neolithikums breitete sich die "linienbandkeramische" Kultur aus und endete schließlich Ende des 5.Jahrtausends v.Chr. Gründe dafür scheinen Klimaeinbrüche zu sein, aber auch Auseinandersetzungen, das den Bau vieler befestigter Erdwerke aus dieser Epoche zu erklären scheint.


Folgende interessante belegte Grabungsfunde konnten festgestellt werden:

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"Stichbandkeramik" (etwa 4.900 bis 4.500 v.Chr.):
(benannnt nach der typischen Verzierung der Tongefäße dieser Kultur. Dieser Begriff wurde 1889 von dem Finanzoberrat und Prähistoriker Karel Buchtela aus Prag eingeführt)

Um 4900 v.Chr. löste diese neue Kultur die Linien-(Bandkeramik ab). Vorerst in vereinfachter Form entwickelte sich diese Keramiktypologie in böhmischen Bereich und erstreckte sich weiter nach Norden, bzw. Süden aus. Kennzeichen dieser Kultur sind auch die veränderten Bestattungsriten. Man verbrannte die Verstorbenen und setzte diese in sogenannten Keramikgefäßen bei. Bekannte Namen wie "Rössener Keramikmotiven", "Hinkelstein"-Motiven, Großgartacher Zierweise. (Doppelstich) sind einige davon. ab 4.800 v.Chr. veränderte sich die Keramik-Verzierweise in rasantem Tempo. Waagrechte Randmotive, winkelförmig umlaufende und rautenförmige Motive wechseln in vielfältiger Struktur....

 

"Oberlauterbacher Gruppe" (etwa 4.900 bis 4.500 v.Chr.):
(benannnt nach dem Fundort Oberlauterbach (Kreis Landshut) Niederbayern. Dieser Begriff wurde 198 von dem Prähistoriker Peter Bayerlein i seiner heidelberger Dissertationsarbeit geprägt)

"Hinkelstein-Gruppe" (etwa 4.900 bis 4.600 v.Chr.):
(benannnt nach dem Gräberfeld in Gewann Hinkelstein von Monsheim (Kreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz). Geprägt 1898 durch den Arzt, Prähistoriker und Naturforscher Karl Koehl)

"Großgartacher-Gruppe" (etwa 4.800 bis 4.600 v.Chr.):
(benannnt nach der Siedlung Großgartach - Kreis Heilbronn/BW -, geprägt 1901 durch den Arzt und Urgeschichtsforscher - Karl Schilz)

"Rössener-Kultur" (etwa 4.600 bis 4.300 v.Chr.):
(benannnt nach dem Gräberfeld Rössen bei Leuna in sachsen-Ahalt, geprägt 1900 durch den Berliner Prähistoriker Alfred Götze)

"Münchshövener-Gruppe" (etwa 4.300 bis 3.900 v.Chr.):
(benannnt nach dem Fundort Michelsberg - Kreis Bruchsal/Karlsruhe/BW - , auf dem eine befestigte Siedlung dieser Kultur entstand. Der Begriff wurde geprägt durch den Prähistoriker Paul Reinecke)

"Michelsberger-Kultur" (etwa 4.300 bis 3.500 v.Chr.):
(benannnt nach dem Gräberfeld Rössen bei Leuna in Sachsen-Ahalt, geprägt 1900 durch den Berliner Prähistoriker Alfred Götze)

Den mittelneolithischen Kulturen folgten Umbrüche und Veränderungen. Dies machte sich nicht nur in der Änderung des Keramik-Stiles, sondern auch über die veränderte Lebensweise, bish hin zum Wandel in den religösen Vorstellungen sichtbar. Ab ca. 4.200 v.Chr. ....

 

"Trichterbecher-Kultur" (etwa 4.300 bis 3.000 v.Chr.):
(benannnt nach dem typischen Tongefäß dieser Kultur. Der Begriff wurde 1930 geprägt durch den polnischen Prähistoriker Konrad Jadzewsiki aus Lodz)

"Altheimer-Kultur" (etwa 3.900 bis 3.500 v.Chr.):
(benannnt nach der befestigten Siedlung dieser Kultur von Altehim - Kreis Landshut/Bayen, geprägt 1915 von dem Prähistoriker Paul Reinecke)

"Pollinger-Gruppe" (etwa 3.900 bis 3.500 v.Chr.):
(benannnt nach dem Fundort Polling - Kreis Weilheim/Schongau - am ehemaligen Jakobsee in Oberbayern, geprägt 1936 von dem Prähistoriker und Anthropologen Ferdinand Birkner)

"Chamer-Gruppe" (etwa 3.500 bis 2.700 v.Chr.):
(benannnt nach dem Fundort Cham - Regierungsbezirk Oberpfalz, geprägt 1951 von dem Prähistoriker Hans-Jürgen Hundt)
Donausiedlungsgebiet bis Oberösterreich....die "ersten Burgenbauer" ..

"Schnurkeramische-Kulturen"(etwa 2.800 bis 2.400 v.Chr.):
(benannnt nach den mit Abdrücken von Schnüren auf verzierten Tongefäßen, geprägt 1891 von dem Prähistoriker Alfred Götze).

Diese entstammte im mitteldeutschen Raum wahrscheinlich aus der Kugelamphorenkultur und verteilte sich innerhalb weniger Jahrzehnte in das in Nord- und Mitteleuropa bestehende Kulturgefüge. Mehr und mehr wurde Kupfer verarbeitet, auch das domestizierte Pferd, wurde als Transportmittel vermehrt eingesetzt. Aus der vorherigen "Chamer Kultur" wurden Dolch, sowie Pfeil und Bogen übernommen. Die Ernährung basierte hautpsächlich auf Rind, Schaf, und Pferd, weniger auf Ackerbau. Wenige fruchtbare Gegenden wurden dabei besiedelt.
Charakteristisch war dabei die Hockerbestattung in Rückenlage, wobei Männer und Frauen unterschiedlich in den Himmelsrichtungen gelegt wurde. Männer in Ost-West-Ausrichtung, mit dem Koppf im Westen und Blick nach Süden, die frauen mit dem Kopf im Osten un den Blick nach Süden.

"Glockenbecher-Kultur"(etwa 2.500 bis 2.200 v.Chr.):
(benannnt nach typischen Tongefäßen in der gestalt umgestürzter Glocken. Deser Begriff, wurde 1900 geprägt von dem Prähistoriker Paul Reinicke).

Ursprünglich ausgehend aus dem spanischen Raum, breitete sich diese Kultur im verlauf des Jung-neolithikums bis nach Ungarn aus. Dabei entsprand im wesentlichen eine Durchdringung der beiden Kulturen - Glockenbecher- und Schnurkeramische Kultur. Es hat den Anschein, daß jedoch die schnurkeramische Bevölkerung mehr und mehr aufgesaugt wurde, und dann schließlich in der Glockenbecherkultur aufging.

Grabbeigaben waren ziemlich regelmäßig, meistens Schalen, Krüge oder Becher.
Gräber waren meistens in Nord-Südausrichtung orientiert. Männer den Kopf im Norden, Frauen dagegen im Süden. Bestattungsriten in der Bronzezeit haben ziemliche Ähnlichkeit mit diesem Ritus.

Folgende interessante (jüngere) belegte Grabungsfunde konnten festgestellt werden:

Unfriedshausen / Pestenacker



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