Völkerwanderung - Übersicht:
Zeit des Umbruchs ! Umwälzungen bis zum Limesfall 260 n.Chr.
Erste Invasionen:
Ungünstige klimatische Veränderungen, zunehmende Bevölkerung, Suche nach Land und Bewirtschaftung. Die Gründe sind vielfälttig, die die Wanderbewegungen der germanischen Bevölkerungsstämme rechts des Rheins und links der Donau, sowie bis zum schwarzen Meer nach sich zogen. Der Lebensraum wurde eng, man suchte sich neuen Raum der genügend Nahrung und Lebensgrundlage bot. Hunderte, ja Tausende traten diese beschwerliche Wanderung in verschiedenen Zeitabständen an, mit dem Ziel neues Kulturland zu erobern. Zurück blieben einzelne Familien und Sippen, Kranke und Alte. Den Zurückgebliebenen verblieb damit genug Lebensraum für die Zukunft. Im Allgemeinen vollzog sich diese Wanderung-/en im Laufe der Jahrhunderte von Nord nach Süd.
Die eigentliche Völkerwanderungsperiode bezeichnet hauptsächlich die Bewegungen germanischer Stämme ab dem 2. bis zum 6. Jahrhundert n.Chr. Stammesnamen dieser Volksgruppen waren u.a. - Kimbern, Teutonen, Chatten, Markomannen, Semnonen, Goten, Langobarden, Alamannen, Bajuwaren, Franken...
1. Phase der gemanischen Völkerstürme (60 v.Chr. bis ca. 30 n.Chr.):
Ab 60 v.Chr. begannen in den nordwestl. Provinzen des röm. Reiches die ersten Unruhen. Mit den Einfällen der Kimbern & Teutonen, dringen 71 v.Chr. ca. 15.000 Sueben (rechtsrheinische Germanen) unter dem Anführer Ariovist über den Oberrhein, vertreiben z.T. die Helvetier und auch Sequaner. Diese vertriebenen Volkssämme waren bereits mit Rom verbunden, riefen den Widerstand der Römer hervor. 59 v.Chr. stehen unter dem Feldherrn - Gajus Julius Caesar - 4 Legionen (ca. 20.000Mann) Ariovist gegenüber, der diese Waffenüberlegenheit im Spätsommer 58 v.Chr. anerkennen muß - und über den Rhein flieht (Quellen: Caesar - Der gallische Krieg "de bello Gallico"). 51 v.Chr ist mit dem Sieg über Vercingetorix die Eroberung Galliens bgeschlossen. Die Lage am Rhein bleibt jedoch weiter unruhig. Unter Augustus (Octavian) fallen 17 u. 16 v.Chr. weitere Stämme - Sugambrer & Tekterer über den Rhein ein. 16 bzw. 15 v.Chr. beginnt der Gegenschlag, wird das Gebiet bis zur Elbe annektiert, ebenso das Alpenvorland. Das Königreich Noricum (Kelten) fällt, das Gebiet der "Raeter" (heutiges Bayern/Bd.-Wtmbg) leistet heftigen Widerstand, fällt jedoch mit der Hauptstadt des keltischen Gebietes (ehem. Oppidum Manching) in römische Hand. Die Donau wird Reichsgrenze.
Ca. 8 bis 6 v.Chr. werden unter Marbod dem Markomannen-Fürsten (Herkunft - ursprünglich aus dem Maingebiet), Stämme wie Quaden, Bojer, Lugier, Semnonen und Langobarden und kleineren keltischen Stämmen zusammengeeint. Ebenso zu dieser Zeit gewinnt ein junger Adeliger - Arminius ("Hermann der Cherusker") cheruskischer Herkunft und römischer Erziehung Macht und Ansehen durch die Niederschlagung der illyrischen (keltischen) Aufstände. Im Jahre 9 n.Chr., durch verschiedene Ereignisse die Seiten gewechselt, besiegt eben dieser Fürst 3 römische Legionen (insgesamt 30.000Mann) den röm. Feldherrn "Publius Vincinius Varus" im Gebiet des Teutoburger Waldes. Unter Germanicus dem Sohn des Drusus (adoptiert durch Tiberius) werden Gegenoffensiven durchgeführt, die teilw. nicht den gewünschten Erfolg zeigen. 17 n.Chr. bekriegen sich jedoch die Armeeen des Marbod und Arminius. Marbod flieht geschlagen und zieht sich ins Exil nach Ravenna zurück. Arminus wird ca. 21 n.Chr. von Verwandten ermordet. Rom verzichtet auf weitere Anektierung germanischer Gebiete, und beginnt seine Grenzen auszubauen. Die Grenzflüsse Rhein und Donau werden mit Kastellen befestigt, der Limes als Grenzzaun von ca. 60 an n.Chr. an bis in 2.Jhdt. n.Chr. fixiert die Grenze der beiden kulturellen Gebiete.
2. Phase der germanischen Völkerstürme (ca. 160 n. bis 260 n.Chr.):
Von Skandinavien ausgehend gerietendiese Völkergruppen in Bewegung, verursachten darausfolgend somit weitere Stämme, ihrerseits in Richtung auf die römischen Grenzen vorzustoßen.
160 n.Chr. stürmten die Chatten in die Provinz Obergermanien ein, wurden aber besiegt. An der Donau sammelten sich Germanenstämme und bedrohten das römische Reich.
167 n.Chr. überrannten Markomannen, Quaden, Naristen und Jazygen den Donaulimes in Noricum und Pannonien (heutiges Österreich und Ungarn). Den dezimierten römischen Truppen, geschwächt durch die Perserkriege (162-166 n.Chr.), und durch mitgebrachte Krankheiten (Pest), konnten keinen nennenswerten Widerstand mehr leisten
Die Chatten überschritten erneut den Rhein (169nChr.), wurden jedoch durch die Gegenoffensive von Marc Aurel rückgeworfen. 172 n.Chr. überschritt Marc Aurel die Donau und unterwarf Markomannen, Quaden und Jazygen, die Kämpfe zogen sich bis 180 n.Chr. hin. Nach seinem Tode schloss sein Sohn Commodus mit mit den Markomannen Frieden.
Ab 213 n.Chr. bedrohen neue Stammesverbände - alamannische Reitergruppen, im Zusammenschluss mit Suebischen Stämmen (Semnonen) den Limes. Diese hatten ihre Wohnsitze an der Elbe verlassen und waren auf die römische Grenze vorgestoßen.
Katastrophenjahre 230- 260 n.Chr.!
Während das römische Reich im Osten gegen die Perser kämfte, sahen die Germanen Ihre Chance gekommen. Goten, Quaden und Sarmaten überrannten die Donaugrenze und stießen über Pannonien (Ungarn) gegen Italien vor, die Franken stürmten über den Rhein nach Westen, die Alamannen durchstießen auf breiter Front den Limes. Durch die inneren Unruhen, verursacht durch die Jahre der verschiedenen Soldatenkaiser, die sich z.T. gegenseitig bekriegten, ergriffen die Alamannen ihre Chance und durchbrachen die Grenze in Bayern. Rom war nun in einen Zweifrontenkrieg verwickelt, Grenzbefestigungen und Dörfer gingen in Flammen auf. Soweit die römische Limesbesatzunng nicht bereits vollständig abgezogen waren - durch diese Einfälle hörte der Limes offizell auf zu existieren.
In den 50er Jahren fielen dann wieder die Goten ins Römische Reich ein. Ebenso überrannten die Alamannen die nur noch schwach bewachte Grenze. Rätien und die Nordschweiz wurden verwüstet. Nun war der Moment für die Germanen gekommen. Reste romanischer Bevölkerung, die in den Gutshöfen & Siedlungen verblieben überlebten teilweise, obwohl man nicht glimpflich mit ihnen umging. Für viele Orte des einstigen Römischen Grenzlandes bedeutete das Jahr 260 das endgültige "Aus". Auch Kempten (Cambodunum) ging in Flammen auf. Archälogische Schatzfunde - vergrabene Wertsachen - belegen, verursacht durch Flucht der Provinz-Bewohner vor den angreifenden Barbaren.
Ca. 30 Jahre später gelang es den Römern noch einmal, die Lage zu stabilisieren. Schnelle Reiterheere - gegründet durch eine Heeresreform, stabilisierten die Lage. Neue Grenzbefestigungen entstanden unter den herrschern Valentinian, Diocletian und Constantin dem Großen. Der spätrömische Rhein-Iller-Donau-Limes, bestand noch bis 401 n.Chr., bis die letzten Truppen von der Grenze nach Italien gegen die Westgoten abgezogen wurden. In Südwestdeutschland begann nun die Zeit der alamannischen Landnahme, sie wurden nun "foederati" (=Verbündete), die nunmehr nachfolgende Stämme von den Grenzen abhielten und den Römern Soldaten stellten.
3. Phase der germanischen Völkerstürme (ca. 376 bis Ende 5.Jhdt.):
Verstärkt durch die Hunneneinfälle im 4. Jhdt. n.Chr. entstand eine Verdrängung bisheriger angesiedelter Volksstämme in andere Gebiete, die damit zusätzlich die Grenzen des römischen Imperiums durchbrachen.
Die Hunnen - ein asiatisches Reitervolk drangen erstmals 375 n.Chr. ins europäische Gebiet vor, und drängten damit die mittlerweile niedergelassenen germanischen Stämme über die Grenzen des römischen Reiches. Durch geschickte Diplomatie und militärischen Widerstand drängte Ostrom die germanischen Trecks ins weströmische Gebiet ab. Der Westgotenfürst Alarich drängt 410 n.Chr. bis nach Rom vor. Diesem Druck kann Westrom nichts entgegensetzen und bietet den Westgoten den Status "Verbündeter/foederati" an.
Die Wandalen ziehen weiter nach Nordafrika - den Westgoten wird das versprochene Land um Toulose und Nordspanien übergeben ("Toulousianisches Reich).
424 n.Chr. begründet
der Hunnenfürst Rugila seinen Hauptsitz an der Theiß, sein Nachfolger Attila und Bruder Bleda weiten die Grenzen aus - das Hunnenreich erstreckt sich vom Kaukasus bis zum Rhein, von Polen bis zur Donau. 451 trifft Attila auf den katalaunischen Feldern dem heutigen Châlons-sur marne, auf den röm. Feldherrn Flavius Aetius (dieser war in seiner Jugend deren Geisel). Aetius hatte in seinen Jugendjahren mit den Hunnen gemeinsam an der Vernichtung des Burgunderreich am Rhein beigetragen. Das "europäische Völkerheer" (Westgoten, Alanen, Burgunden, Rheinfranken) steht den Hunnen gegenüber, die Schlacht endet unentschieden. Die Hunnen waren zum ersten Mal nicht mehr "Sieger". 453 nChr. stirbt Attila, und unter seinen Söhnen zerfällt das Reich, Reste des Reiterheeres ziehen sich ins Gebiet am schwarzen Meer zurück. In Westrom drohen erneut Unruhen, Aetius wird ermordet, die Wandalen verwüsten Rom und 476 n.Chr. hört das Weströmische Reich auf zu bestehen. Der damit sich bisher über die Jahrhunderte erstreckte "römische" Kultureinfluß zerfällt. Ob durch Kampf oder teilweise friedliche Besiedelung der aufgegebenen Gebiete, vermischten sich ganze Völkergruppen in den neuen Lebensräumen, und schufen damit die Plattform für das damit begonnene "Frühmittelalter".
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